Das schwache E. P.-Axiom und die Beweise der Anordnungsaxiome. (Q2587828)

From MaRDI portal
scientific article
Language Label Description Also known as
English
Das schwache E. P.-Axiom und die Beweise der Anordnungsaxiome.
scientific article

    Statements

    Das schwache E. P.-Axiom und die Beweise der Anordnungsaxiome. (English)
    0 references
    0 references
    0 references
    1940
    0 references
    \textit{H. Liebmann} hat in seinem Buche ``Synthetische Geometrie'' (Leipzig, Berlin 1934; F. d. M. \(60_{\text{I}}\), 491) beim Aufbau der projektiven Geometrie ein von ihm E. P.-- Axiom genanntes Postulat benutzt, welches besagt, daß es in bezug auf einen nicht ausgearteten Kegelschnitt (Pascalort) außer hyperbolischen Punkten (d. s. Punkte von denen aus zwei Tangenten an den Kegelschnitt gelegt werden können) und parabolischen Punkten (Punkte des Kegelschnittes selbst) nur noch elliptische Punkte (d. s. Punkte mit der Eigenschaft, daß jede durch sie gelegte Gerade den Kegelschnitt in zwei verschiedenen Punkten trifft) gibt und solche auch wirklich vorhanden sind. Unter der Voraussetzung dieses Axioms sowie der Verknüpfungsaxiome der projektiven Geometrie und des Pappus-Pascalschen Satzes (Liebmann fordert statt seiner ein ihm äquivalentes ``Vertauschungsaxiom'') wird dann die Geometrie anordnungsfähig. Der Zwischenbegriff kann nämlich nach \textit{Liebmann} (vgl. Math. Ann., Berlin, 111 (1935), 64-67; F. d. M. \(61_{\text{I}}\), 595) durch folgende Definition eingeführt werden: Nach Auszeichnung einer Geraden \(g_\infty\), wird von drei Punkten \(A\), \(B\), \(C\), welche auf einer anderen Geraden \(g\) Legen, gesagt, daß \(C\) zwischen \(A\) und \(B\) liege, wenn es eine elliptische Involution auf der Geraden \(g\) gibt, bei der einerseits \(A\), \(B\), andererseits \(C\) und der Schnittpunkt von \(g\) mit \(g_\infty\) zugeordnete Paare sind. Es ergibt sich dann, daß die so definierte Anordnung allen Forderungen Genüge leistet, wie sie etwa in den Axiomen der Anordnung von Hilberts ``Grundlagen der Geometrie'' (7. Auflage, Leipzig/Berlin (1930; F. d. M. \(56_{\text{I}}\), 481) S. 4f.) ausgesprochen sind. In der vorliegenden, hier zu besprechenden Note ersetzt Verf. das E. P. --Axiom durch eine schwächere Forderung, nämlich durch das sogenannte schwache E. P.-- Axiom, welches lediglich die Existenz mindestens eines elliptischen Punktes in bezug auf einen nicht ausgearteten Kegelschnitt fordert. Die Note bezweckt den Nachweis, daß dann unter Zugrundelegung der Liebmannschen ``Zwischen''-Definition immer noch die Anordnungsaxiome mit Ausnahme des Axioms von Pasch als Folge des schwachen E. P.--Axioms gültig sind. Verf. ist der Meinung, daß insoweit auch unter der schwächeren Voraussetzung die von Liebmann a. a. O. gegebenen Beweise mit geringen Modifikationen gültig sind. Daß diese Behauptung nicht zutreffend ist, kann man etwa in folgender Weise einsehen. Man betrachte eine bestimmte Gerade \(g\) in einer ebenen projektiven Geometrie und führe auf \(g\) in bekannter Weise Koordinaten ein, so daß also die Punkte von \(g\) mit Ausnahme eines Punktes \(\infty\) ein-eindeutig den Elementen des zur Geometrie gehörigen Koordinatenkörpers zugeordnet sind. Eine Involution auf \(g\) kann dann so geschrieben werden, daß zwei zugehörige Punkte \(x\), \(x^\prime\) einer Gleichung \[ xx^\prime - m(x + x^\prime) + n = 0 \] genügen. Handelt es sich insbesondere um jene Involution, die einerseits zwei gegebene Punkte \(a\), \(b\) einander zuordnet, andererseits einen dritten Punkt \(c\) mit dem Punkte \(\infty\) paart, so wird \(m = c\) und \(n = c(a + b) - ab\). Dafür, daß diese Involution elliptisch ausfällt, ist notwendig, und hinreichend, daß die sich für die Doppelpunkte ergebende quadratische Gleichung in dem Koordinatenkörper nicht lösbar ist, d.h. daß der Ausdruck \(c^2 + ab - c(a + b)\) in dem Körper kein Quadrat ist. Will man nun etwa das Anordnungsaxiom prüfen, welches besagt, daß es unter drei Punkten einer Geraden stets höchstens einen gibt, welcher zwischen den beiden anderen liegt, so hätte man festzustellen, daß mindestens zwei von den drei Ausdrücken \[ d_1 = c^2 + ab - c(a + b),\quad d_2 = b^2 + ac - b (a + c), \quad d_3 = a^2 + bc - a(b + c) \] Quadratzahlen des Körpers sind. Ferner hat \textit{O. Bottema} (Mh. Math. Physik. 47 (1939), 234-239; F. d. M. 65, 635 (JFM 65.0635.*)), gezeigt, daß das \textit{schwache} E. P.-Axiom gleichwertig ist mit der Forderung, daß in dem Koordinatenkörper der Geometrie jede Quadratsumme wieder ein Quadrat, aber das Element \(-1\) kein Quadrat ist. Die Behauptung, daß das schwache E. P.-Axiom das zuletzt genannte Anordnungsaxiom zur Folge hat, käme also auf die gleichwertige Behauptung hinaus, daß in einem Körper, in welchem jede Quadratsumme wieder ein Quadrat, aber \(- 1\) kein Quadrat ist, stets notwendig auch von den obigen drei Ausdrücken \(d_1\), \(d_2\), \(d_3\) mindestens zwei Quadrate sind. Dem ist aber nicht so. Ein Beispiel für einen Körper, in dem das nicht der Fall ist, ist schon der kleinste reelle Körper, in dem jede Quadratsumme wieder Quadrat ist, d. i. der von Hilbert im \S\,9 seiner ``Grundlagen der Geometrie'' benutzte Körper \(\varOmega\). Wir können nämlich in \(\varOmega\) drei Zahlen \(a\), \(b\), \(c\) so wählen, daß der obige Ausdruck \(d_1 = |\sqrt{2}|- 1\) wird. Dann ist \(d_1\) gewiß nicht Quadrat in \(\varOmega\) (vgl. Hilberts ``Grundlagen der Geometrie'', 7. Auflage, S. 120). Andererseits aber ist \(d_1\) als positive Zahl in dem Körper \(\mathfrak R\) \textit{aller} reellen Zahlen sicher Quadrat. Da aber in \(\mathfrak R\) von den drei Ausdrücken \(d_1\), \(d_2\), \(d_3\) jedenfalls einer kein Quadrat ist (weil z. B. das Produkt \(d_1\cdot d_2 \cdot d_3\) nach einer Bemerkung von F. Bachmann für beliebige \(a\), \(b\), \(c\) das Negative eines Quadrats ist, wie man leicht nachrechnet), so kann dies nur eine der beiden Zahlen \(d_2\), \(d_3\) sein, welche dann erst recht auch in \(\varOmega\) kein Quadrat ist. Also sind dann in \(\varOmega\) mindestens zwei von den Werten \(d_1\), \(d_2\), \(d_3\) nicht Quadrate. Für die zugehörige projektive Geometrie gilt daher das betrachtete Anordnungsaxiom nicht mehr, obwohl das schwache E. P.-Axiom erfüllt ist.
    0 references
    0 references
    0 references