Zur analytischen Theorie der Grenzkreisgruppen. I. (Q2600510)

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Zur analytischen Theorie der Grenzkreisgruppen. I.
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    Zur analytischen Theorie der Grenzkreisgruppen. I. (English)
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    1937
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    Verf. bringt in der vorliegenden Arbeit die ausführlichen Beweise zu einem Teil der Sätze, die in seinem Bericht angekündigt wurden (Jber. Deutsch. Math.-Verein. 47 (1937), 161-176). Seine Untersuchungen führen zu einer Neubegründung der Theorie der automorphen Formen; sie ist einfacher als jene, wie sie in dem Werke ``Automorphe Funktionen'' von \textit{Fricke-Klein} und in den \textit{Ritter}schen Arbeiten gegeben wird. Darüber hinaus kann der Verf. mit seinen neuen Untersuchungen einige offene Fragen aus seinen früheren Arbeiten erledigen (vgl. Abh. math. Sem. Hamburgische Univ. 8 (1930), 215-242; Math. Ann. 106 (1932), 343-368; F. d. M. \(56_{\text{I}}\), 330; \(58_{\text{I}}\), 402). Unter einer Grenzkreisgruppe versteht man eine Gruppe \(\varGamma\) von reellen unimodu\-laren Matrizen \(L=\begin{pmatrix}\alpha&\beta\\\gamma&\delta\end{pmatrix}\) mit folgenden Eigenschaften: Es gibt in \(\varGamma\) keine Matrizen\-folge, die gegen \(I=\begin{pmatrix}1&0\\0&1\end{pmatrix}\) oder -- \(I\) konvergiert. Die Gruppe \(\overline{\varGamma}\) der von \(L\) erzeugten linearen Substitutionen \(\tau'=L\tau=\dfrac{\alpha\tau+\beta}{\gamma\tau+\delta}\) ist in jedem reellen Punkt \(\tau\), einschließ\-lich \(\tau=\infty\), nicht eigentlich diskontinuierlich. \(\overline{\varGamma}\) ist bekanntlich in \(\mathfrak H:\Im(\tau)>0\) eigent\-lich diskontinuierlich. Zum Aufbau der Theorie der Grenzkreisgruppen wird die \textit{Weyl}sche Darstellung (\textit{H. Weyl}, Die Idee der Riemannschen Fläche, Leipzig 1913; F. d. M. 44, 492 (JFM 44.0492.*)) der nicht\-euklidischen Bewegungsgruppen des Einheitskreises herangezogen. Die Ergebnisse, auf den vorliegenden Fall übertragen, gestatten, zusammen mit zwei vom Verf. be\-wiesenen Sätzen über parabolische Fixpunkte von \(\varGamma\), aus \(\mathfrak H\) unter Benützung von \(\varGamma\) eine gewisse \textit{Riemann}sche Fläche \(\mathfrak B\) zu konstruieren; alle verschiedenen Punkte \(\mathfrak p\) von \(\mathfrak B\) werden gegeben durch alle verschiedenen vollständigen Systeme von Punkten \(\tau\) aus \(\mathfrak H\), die bezüglich \(\varGamma\) äquivalent sind. \(\mathfrak H\) ist zu \(\mathfrak B\) reguläre universelle Überlagerungs\-fläche mit vorgegebener Verzweigung. Zur Einführung multiplikativer Differentiale (vgl. dazu auch das erwähnte Werk von \textit{Weyl}) geht Verf. von einer beliebigen \textit{Riemann}schen Fläche \(\mathfrak F\) und einer zu \(\mathfrak F\) ge\-hörigen universellen regulären Überlagerungsfläche \(\widetilde{\mathfrak F}\) aus, die über isolierten Punkten von \(\mathfrak F\) in gegebener endlicher oder unendlicher Ordnung verzweigt ist. Es wird gezeigt, daß dem multiplikativen Differential \(dz\) auf \(\widetilde{\mathfrak F}\) bezüglich \(\mathfrak F\), d. i. ein Differential der Eigenschaft \((dz)_{S\widetilde{\mathfrak p},t}=\mu(S)\,(dz)_{\widetilde{\mathfrak p},t}\), \(\mu(S)\) beliebig komplex, \(S\) Decktransformation von \(\widetilde{\mathfrak F}\) bezüglich \(\mathfrak F\), ein Divisor \(\mathfrak d\) auf \(\mathfrak F\) zukommt; er charakterisiert das Verhalten von \(dz\) auf \(\widetilde{\mathfrak F}\) über jedem Punkt von \(\mathfrak F\). Der Zusammenhang zwischen multiplikativen Differentialen und automorphen Formen der Dimension -- 2 wird entwickelt. Ist \(S=\begin{pmatrix} a&b\\c&d\end{pmatrix}\) reell modular, \(\mathfrak m' = \{m_1', m_2'\} =\mathfrak mS\), so gilt gemäß der vom Verf. gegebenen Definition der analytischen Funktion \(\log (c\tau + c\mu)\) eine Beziehung: \(\log (m_1S\tau + m_2) = \log(m_1'\;\tau + m_2') - \log (c\tau + d) + 2\pi iw(\mathfrak m, S)\), wobei \(w (\mathfrak m, S)\) in der Form \[ w (\mathfrak m, S) =\frac1{2\pi} \big(\arg (m_1S\tau + m_2) - \arg (m_1'\tau + m_2') + \arg (c\tau + d)\big) \] dargestellt werden kann. \(w (\mathfrak m, S) = w (M, S)\) \(\bigg(M = \Big({m_0\atop m_1}{m_3\atop m_2}\Big)\) Ergänzung des Vektors \(\mathfrak m = \{m_1, m_2\}\) zu der reellen unimodularen Matrix \(M\bigg)\) ist nur der Werte 0, 1, \(-1\) fähig. Die Berechnung von \(w (M, S)\) wird nach zwei Methoden durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Satz 4 zusammengestellt. Sie gestatten die Herleitung von Formeln, die bei der Untersuchung von automorphen Formeln benutzt werden. Durch Verallgemeinerung der Funktion \(w (M, S)\) gelangt Verf. zu einem Formelsystem, von dem in einem späteren Teil der Arbeit Gebrauch gemacht werden soll. Im zweiten Abschnitt des \S~2 wird die automorphe Form \(f(\tau)\) zur Gruppe \(\varGamma\) von der Dimension -- \(r\) und dem Multiplikatorsystem \(v\) eingeführt. Dabei ist \(f(\tau)\) durch die Beziehung \(f(L\tau) = v (L) (\gamma\tau + \delta)^rf(\tau)\) und gewisse Regularitätsbedingungen definiert. \(r\) darf eine beliebige komplexe Zahl sein, \(v (L)\) ist von der Substitution \(L\subset\varGamma\) abhängig. Die in einer früheren Arbeit des Verf. dargestellte Theorie der automorphen Formen und der Multiplikatorensysteme reeller und komplexer Dimension wird hier in der Weise ergänzt, daß der Einfluß der zu \(\varGamma\) gehörigen elliptischen Matrizen unter\-sucht wird. Eine nähere Angabe der Resultate an dieser Stelle würde zu weit führen. Je nachdem, ob eine gegebene Grenzkreisgruppe ein endliches oder unendliches System von Erzeugenden besitzt, sagt man, sie gehöre zur ersten oder zweiten Art. Es gilt der Satz, daß eine Grenzkreisgruppe dann und nur dann zur ersten Art gehört, wenn die \textit{Riemann}sche Fläche \(\mathfrak B\) geschlossen und \(\mathfrak H\) über höchstens endlich vielen Punkten von \(\mathfrak B\) verzweigt ist. Zum Beweise werden Überlegungen aus den zitierten Arbeiten des Verf. und von \textit{Koebe} angegebene Methoden (Math. Ann. 67 (1909), 145-224; F. d. M. 40, 470 (JFM 40.0470.*)) verwandt. Gehört \(\varGamma\) zur zweiten Art, so ist \(\mathfrak B\) nicht geschlossen. Die bei diesen Gruppen zweiter Art erzielten Ergebnisse über Multiplikatorwerte usw. sind in Satz 5 niedergelegt. Wesentlich für den Beweis sind Überlegungen von \textit{Koebe}, die in der Arbeit ``Allgemeine Theorie der Riemannschen Mannigfaltigkeiten'' (Acta math., Uppsala, 50 (1927), 27-157; F. d. M. 53, 320 (JFM 53.0320.*)) dargestellt sind. Die Beweise zeigen, daß bei der Konstruktion der kanonischen Fundamental\-bereiche, der Herleitung der Ergebnisse über Multiplikatorwerte usw. von den Sätzen der Uniformisierungstheorie kein Gebrauch gemacht wird; vielmehr ist es möglich, die angedeuteten Resultate topologisch exakt zu begründen. Darin liegt ein schöner Fortschritt gegenüber der älteren Theorie, wie sie in den eingangs erwähnten Arbeiten dargestellt wird. (IV 6 C.)
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