Gruppenbilder. (Q563348)

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Gruppenbilder.
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    Gruppenbilder. (English)
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    1932
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    Verf. entwickelt systematisch die durch die Gruppenbilder vermittelten Beziehungen zwischen diskontinuierlichen Gruppen und Topologie, wobei der einheitlichen Darstellung wegen auch manches Bekannte wiedergegeben wird, und gibt einige Anwendungen der Theorie. Unter einem Gruppenbild wird hier ein endliches oder unendliches Zellsystem (d. h. ein System von Polygonen, deren Kanten paarweise miteinander identifiziert sind) mit einer transitiven Gruppe von eineindeutigen inzidenzerhaltenden Abbildungen des Zellsystems auf sich, von denen nur die Identität ein Polygon auf sich abbildet, verstanden. Da ein Zellsystem mehrere derartige Gruppen zulassen kann, wird das Gruppenbild durch ein ``beziffertes'' Zellsystem gekennzeichnet, in dem die Seiten und Ecken der einzelnen Polygone so mit Nummern versehen sind, daß bei der Gruppe immer gleichbezifferte Seiten bzw. Ecken einander entsprechen. Nach Einführung von Überlagerungszellsystemen, insbesondere regulären Überlagerungen und dem universellen Überlagerungssystem, werden für Gruppenbilder die zum Teil aus der Flächentopologie bekannten Beziehungen zwischen dem überlagerten Grundzellsystem und dem Überlagerungszellsystem festgestellt, wobei natürlich die Bezifferung von einem System auf das andere zu übertragen ist: Ist das Überlagerungssystem Gruppenbild einer Gruppe \(\mathfrak N\), so ist die Überlagerung regulär; die zugehörige Überlagerungsgruppe \(\mathfrak F\) ist eine bis auf Ähnlichkeitstransformation bestimmte Untergruppe von \(\mathfrak N\); die größte Gruppe \(\mathfrak Q\) von Deckbewegungen, die das Grundzellsystem zuläßt, ist isomorph \(\mathfrak Z/\mathfrak F\) wo \(\mathfrak Z\) die Gruppe der mit \(\mathfrak F\) vertauschbaren Elemente von \(\mathfrak N\) ist; es gibt in \(\mathfrak N\) so viele mit \(\mathfrak F\) ähnliche Gruppen, einschließlich \(\mathfrak F\), wie ein Diskontinuitätsbereich von \(\mathfrak Q\) im Grundzellsystem Polygone enthält. Ist ein Gruppenbild von \(\mathfrak N\) und eine Untergruppe \(\mathfrak F\) von \(\mathfrak N\) gegeben, so kann man dazu ein Grundzellsystem finden, so daß die angegebenen Beziehungen bestehen. \(\mathfrak Z=\mathfrak N\), d. h. \(\mathfrak F\) invariante Untergruppe von \(\mathfrak N\), ist gleichbedeutend damit, daß Grund- und Überlagerungszellsystem gleichzeitig Gruppenbilder sind. Für die Flächentopologie besagt das: Dann und nur dann ist die Fläche \(F_1\) reguläre unverzweigte Überlagerung der Fläche \(F_0\), wenn die Fundamentalgruppe von \(F_1\) als invariante Untergruppe in der von \(F_0\) enthalten ist. Ein \textit{von Dyck}sches Gruppenbild ist ein ``Polygonnetz'', das aus lauter eckenbezifferten \(r\)-Ecken in der Weise aufgebaut ist, daß in jeder der Ecken eine gerade Anzahl \(2b_\varrho \) (die auch \(\infty \) sein kann) von Polygonen zusammenstößt, die samt Bezifferung durch fortgesetzte Spiegelung an der gemeinsamen Seite aus einem von ihnen entstehen, so daß also die Polygone abwechselnd schwarz und weiß gefärbt werden können. Läßt das Polygonnetz eine hinsichtlich der schwarzen Polygone transitive Gruppe von Deckbewegungen zu, so ist es \textit{Dyck}sches Gruppenbild dieser Gruppe. Das - durch Angabe der \(b_\varrho \) allein bestimmte - universelle Überlagerungsnetz ist (nicht-\textit{Dyck}sches) Gruppenbild der hinsichtlich aller Polygone transitiven ``Netzgruppe'' zweiter Art \(\mathfrak N(b_1,\ldots,b_r)\) und (\textit{Dyck}sches) Gruppenbild der darin invariant vom Index 2 enthaltenen hinsichtlich der schwarzen Polygone transitiven Netzgruppe erster Art \(\mathfrak N(b_1,\ldots,b_r)\). Die obigen Sätze über Gruppenbilder lassen sich auf \textit{Dyck}sche Gruppenbilder übertragen. Als Beispiel behandelt Verf. die Normalunterteilug des sterneckigen Zwölfflachs, die zu einer sonst nicht geläufi gen Darstellung der Fundamentalgruppe der Fläche vom Geschlecht \(p=4\) durch zehn Erzeugende und drei Relationen führt. Das \textit{Dehn}sche Gruppenbild, das bekanntlich ein Streckenkomplex ist, ordnet sich dieser Auffassung nicht unter. Es wird hier durch Verbinden äquivalenter Punkte in benachbarten Polygonen des Zellsystems - mit einer Modifikation für \textit{Dyck}sche Gruppenbilder - konstruiert und dient zum Ablesen von Erzeugenden und Relationen aus einem gegebenen Gruppenbild. Insbesondere werden die beiden Netzgruppen universeller Polygonnetze angegeben; z. B. hat \(\mathfrak N(b_1,\ldots,b_r) r\) Erzeugende \(S_1,\ldots,S_r\) mit den Relationen \(S_1^{b_1} = S_2^{b_2} = \cdots = S_r^{b_r} = S_rS_{r-1}\cdots S_1 = E\). Verf. geht dann auf die Konstruktion des \textit{Dyck}schen Gruppenbildes zu einer gegebenen Gruppe ein und beweist mittels der bekannten Modelle von Polygonnetzen auf der Kugel, der euklidischen und hyperbolischen Ebene den Satz, daß die Netzgruppe erster Art dann und nur dann von endlicher Ordnung ist, wenn \(\varSigma 1/b_\varrho > r-2\). - Kennt man alle zu dem Zahlensystem \((b_1,\ldots,b_r)\) gehörenden Polygonnetze, die die Fläche vom Geschlecht \(p\) überdecken, ohne untereinander isomorph zu sein, so entspricht jedem von ihnen in der Netzgruppe \(\mathfrak N(b_1,\ldots,b_r)\) eine und nur eine durch die. Überlagerungsgruppe bestimmte Klasse ähnlicher Untergruppen von endlichem Index (die natürlich alle der Fundamentalgruppe der Fläche isomorph sind). Umgekehrt ist jede Untergruppe von endlichem Index, die aus lauter Elementen unendlicher Ordnung besteht, der Fundamentalgruppe einer geschlossenen Fläche isomorph, wenn nur alle \(b_\varrho \) endlich sind. Für die Aufgabe, eine Fläche von gegebenem Geschlecht mit Polygonnetzen zu bedecken, beschränkt sich Verf. auf Normaluterteilungen (durch inneren Punkt, Seitenmitten und Ecken der Polygone) eines regelmäßigen Zellsystems. Ein \(b_\varrho \) wird dann 2, für die beiden anderen - entsprechend den Ecken und den Punkten im Inneren der Polygone - wird \(a_0\) bzw. \(a_2\) geschrieben. Zu gleich mit dem Netz \((a_0,2,a_2)\) existiert das reziproke \((a_2,2,a_0)\). Als Bedingungsgleichungen bei gegebenem Geschlecht \(p\) der orientierbaren oder \(k\) der nichtorientierbaren Fläche ergeben sich für das Netz die \textit{Euler}sche Formel \[ N = -\alpha _0+\alpha _1 - \alpha _2 = 2(p-1)\text{ bzw. }k-2,\tag{E} \] wobei die \(\alpha _i\) die Anzahlen der Ecken, Kanten und Polygone sind, und aus den speziellen Annahmen \[ a_0\alpha _0 = 2\alpha _1 = a_2\alpha _2.\tag{H} \] \(a_0,\alpha _0,\alpha _1,\alpha _2,a_2\) heißen die arithmetischen Bestimmungszahlen des Netzes. Konstruktionsverfahren sind: Unterteilungen verschiedener Normalformen der Flächen sowie Übergang von bekannten Netzen zu Flächen höheren Geschlechts durch Überlagerung. Von den speziellen Sätzen, die Verf. durch das erste Verfahren gewinnt, seien hier einige genannt: Die Netzgruppe \(\mathfrak N(4p,2,4p)\) hat mindestens zwei verschiedene Klassen ähnlicher Untergruppen, die der Fundamentalgruppe der Fläche vom Geschlecht \(p\) isomorph sind: Eine Klasse bestellt aus vier zueinander ähnlichen Untergruppen, die andere aus einer invarianten Untergruppe. Ist dabei \(p = 2\), so gibt es genau vier solche Klassen ähnlicher Untergruppen, nämlich neben den beiden genannten noch zwei Klassen mit je acht Gruppen. Ferner: Die Gruppe \(\mathfrak N(2p,4,4)\), sowie die Gruppe \(\mathfrak N(3, 2, 2 (2p + 1))\) haben je die Fundamentalgruppe der Fläche vom Geschlecht \(p\) als invariante Untergruppe. - Das Überlagerungsverfahren liefert zu einem Polygonnetz mit gegebenen \(b_\varrho \) über der Fläche vom Geschlecht \(p\) bzw. \(k\) ein ebensolches über der Fläche vom Geschlecht \[ p' = n(p-1)+1\quad \text{bzw.}\quad k'=n(k-2)+2\qquad (n=1,2,\ldots ). \] Ist die Charakteristik \(N > 0\), so liefert unter den speziellen Annahmen die Überlagerung aus einem Netz mit den arithmetischen Bestimmungszahlen \(a_0,\alpha _0,\alpha _1,\alpha _2,a_2\) ein solches mit den Bestimmungszahlen \(a_0,n\alpha _0,n\alpha _1,n\alpha _2,a_2\) für die Fläche der Charakteristik \(nN\). Bei gegebenem Geschlecht erhält man alle arithmetischen Bestimmungszahlen durch Auflösen der diophantischen Gleichungen (E) und (H). Für \(p = 2\) ergeben sich 14 Lösungen (und die dazu reziproken); die neun Lösungen für \(k = 3\) erhält man daraus, wenn man berücksichtigt, daß die Fläche mit \(p = 2\) zweifache unverzweigte Überlagerung der mit \(k= 3\) ist. Dieselben vierzehn bzw. neun Wertepaare \(a_0,a_2\) treten nach dem Überlagerungsprinzip auch bei allen Flächen mit \(p\geqq 2\) bzw. \(k\geqq 3\) als zulässige Werte auf. Wenn \(a_0,a_2\) eines der vierzehn für \(p = 2\) errechneten Wertepaare ist, und nur dann, enthält die Netzgruppe \(\mathfrak N(a_0,2,a_2)\) zu jedem \(p\) die Fundamentalgruppe der Fläche vom Geschlecht \(p\) als Untergruppe. Analoges gilt für \(\mathfrak N(a_0,2,a_2)\) und die für \(k=3\) errechneten \(a_0\)-, \(a_2\)-Werte. - Für positives \(N\) werden dann noch alle positiven ganzzahligen Lösungen von (E) und (H) bestimmt, die nicht konstant sind und von \(N\) linear abhängen. Verf. erhält - wieder abgesehen vom Übergang zum reziproken Netz - zehn verschiedene Lösungen, die alle geometrisch realisierbar sind. - Schließlich werden für \(p = 2\) alle nicht isomorphen Netze (5, 2, 5) bestimmt; es gibt deren 14. Die Netzgruppe \(\mathfrak N(5,2,5)\) enthält also 14 Klassen ähnlicher, zur Fundamentalgruppe der Fläche von Geschlecht \(p=2\) isomorpher Untergruppen. (V 2.)
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