Die logizistische Grundlegung der Mathematik. (Q571213)

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Die logizistische Grundlegung der Mathematik.
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    Die logizistische Grundlegung der Mathematik. (English)
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    1931
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    Der Aufsatz gibt den Inhalt eines Vortrages wieder, in dem Verf. auf der zweiten Tagung für Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften (Königsberg 1930) die Grundgedanken der \textit{Frege-Russell-Whitehead}schen logizistischen Grundlegung der Mathematik in einer im Hinblick auf die Kritik besonders von \textit{L. Wittgenstein} und \textit{F. P. Ramsey} modifizierten Gestalt entwickelt hat. Die These des Logizismus wird in zwei Teilthesen aufgespalten: ``(1) Die mathematischen \textit{Begriffe} sind aus den logischen Begriffen ableitbar, und zwar durch explizite Definitionen; (2) die mathematischen \textit{Sätze} sind aus den logischen Grundsätzen ableitbar, und zwar durch rein logische Deduktionen''. Der Sinn dieser Thesen und die Durchführung des durch sie gekennzeichneten Programms wird an Hand von Beispielen erläutert. Im Zusammenhang mit der Erörterung der Teilthese (2) wird auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die dem logizistischen Programm aus den beiden Existenzaxiomen der ``Principia Mathematica'' erwachsen, aus dem Unendlichkeitsaxiom und dem Auswahlaxiom, die sich nicht als rein logische Sätze ansprechen lassen. Es wird dann aber gezeigt, daß gleichwohl jeder mathematische Satz, der sich auf diese Axiome stützt, aus den Grundsätzen der reinen Logik abgeleitet werden kann, wenn man ihn nach dem Vorgange von \textit{Russell} in der Form einer Implikation mit dem betreffenden Existenzaxiom als Implikans darstellt. Alsdann werden die Grundgedanken der einfachen und der verzweigten Typentheorie entwickelt; dabei wird besonders auf die doppelte Aufgabe der verzweigten Theorie im System der ``Principia'' hingewiesen: Ausschaltung der logischen Antinomien und Sicherung des ``circulus-vitiosus-Prinzips'', d. h. des ``Verbots der nichtprädikativen Begriffsbildungen''. Andrerseits wird dargelegt, daß diese Verschärfung der einfachen Typentheorie zu ernsthaften Schwierigkeiten für den logizistischen Aufbau des Systems der reellen Zahlen führt, die \textit{Russell} nur durch den Gewaltakt der Aufstellung des Reduzibilitätsaxioms glaubte beheben zu können; Verf. hält in Übereinstimmung mit den Gegnern des Logizismus die Einführung dieses Axioms für unzulässig; er weist darauf hin, daß auch \textit{Russell} selbst -- in der zweiten Auflage der ``Principia'' -- auf das Reduzibilitätsaxiom verzichtet und die Situation als ratlos bezeichnet habe. -- Es entsteht also die Aufgabe, festzustellen, ob man nicht auf das Reduzibilitätsaxiom verzichten und dennoch die Schwierigkeiten vermeiden könne, zu deren Behebung es eingeführt wurde. In Durchführung dieses Programms erinnert Verf. zunächst an den von \textit{Ramsey} geführten Nachweis, daß diejenigen Antinomien, die überhaupt in präziser logistischer Symbolik darstellbar sind, die ``logischen Antinomien im engeren Sinne'', bereits durch die einfache Typentheorie ausgeschaltet werden; sodann legt er in einer sehr bemerkenswerten Betrachtung an Hand der logistischen Darstellung einer nichtprädikativen Begriffsbildung dar, daß die Behauptung, nichtprädikative Begriffsbildungen seien zirkelhaft und ihre Anwendung daher logisch unzulässig, auf einer Fehlinterpretation dieser Form der Begriffsbildung beruht, nämlich (in der Bezeichnungsweise von \textit{F. Kaufmann}, 1930; JFM 56.0039.*-40) auf einer Verwechslung der ``numerischen'', ``individuellen'' Allgemeinheit mit der ``spezifischen'' Allgemeinheit, die in der logistischen Darstellung durch unbeschränkte Alloperatoren dargestellt wird. - Damit ist, wenn auch im Rahmen dieses Aufsatzes nicht in eingehender Durchführung, die letzte und größte Schwierigkeit der logizistischen Grundlegung der Mathematik aus dem Wege geräumt.
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