Gravitation und Elektrizität. (Q5909604)
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scientific article; zbMATH DE number 2614030
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Gravitation und Elektrizität. |
scientific article; zbMATH DE number 2614030 |
Statements
Gravitation und Elektrizität. (English)
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1918
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Die \textit{Riemann}sche Geometrie, auf der die \textit{Einstein}sche Gravitationstheorie beruht, sieht wohl die Richtungen zweier Strecken an verschiedenen Orten als unvergleichbar an, hält aber an der Vergleichbarkeit der Längen fest. Sie setzt nämlich die Längen zweier Linienelemente an verschiedenen Orten als gleich an, wenn die Form \(ds^2=g_{ik} dx^i dx^k\) denselben Wert hat. Der Verf. gibt nun auch diese Festsetzung auf, die er als der Nahewirkungstheorie widersprechend verwirft, und läßt nur mehr Längengleichheit von Strecken am selben Ort zu. Bei infinitesimaler Parallelverschiebung eines Vektors \(\xi\) kann wie in der \textit{Riemann}schen Geometrie nicht das Gleichbleiben von \(g_{ik}\xi^i \xi^k\) gefordert werden, sondern die allgemeinere Eigenschaft, daß\ die quadratische Form sich mit einem Faktor \(1 + d \varPhi\) multipliziert, der von der geometrischen Natur des Raumes, dem Koordinatensystem und der Verschiebung abhängt. Hält man die übrigen in der \textit{Riemann}schen Geometrie formulierten Eigenschaften der Parallelverschiebung fest, nämlich die affine Verpflanzung des Vektorraumes durch die Verschiebung des durch einen Punkt gehenden Vektorbüschels und die Existenz infinitesimaler Parallelogramme, so ergibt sich, daß\ \(d \varPhi\) eine lineare Differentialform \(\varPhi_i dx^i\) sein muß, und der Relation \[ dg_{ik} - (d \gamma_{ik} + d \gamma_{ki} )=g_{ik} d \varPhi \] genügt, wobei die \(d \gamma\) die Koeffizienten in den Gleichungen für die infinitesimale Parallelverschiebung eines Vektors \(\xi^i\) sind, nämlich \(d \xi^i=-\sum_r d \gamma_r^i \xi^r\). Da der Verf. annimmt, daß\ die geometrische Natur des Raumes sich nicht ändert, wenn alle \(g_{ik}\) sich mit einer gemeinsamen beliebigen Ortsfunktion \(\lambda\) multiplizieren, dadurch aber \(d \varPhi\) sich um \(d \lambda\) vermehrt, bleibt \(d \varPhi\) nur bis auf ein additives, vollständiges Differential bestimmt, und eigentliche geometrische Bedeutung haben nicht die \(\varPhi_i\), sondern ihr Wirbel \(F_{ik}=\frac{\partial \varPhi_i}{\partial x_k} - \frac{\partial \varPhi_k}{\partial x_i}\). Dadurch wird der Verf. dahin geführt, die \(\varPhi_i\) als elektromagnetisches Viererpotential und die \(F_{ik}\) als elektromagnetische Feldgrößen zu deuten. Auf diese Erwägungen gründet nun der Verf. eine Verallgemeinerung der \textit{Einstein}schen Gravitationstheorie, die auch die elektrischen Erscheinungen umfaßt und in der nicht die \(g_{ik}\), sondern nur deren Verhältnisse physikalische Bedeutung haben. Der Verf. geht wie in der \textit{Einstein}schen Theorie von einer Wirkungsfunktion \(W\) aus, die Funktion der Gravitationspotentiale \(g_{ik}\) und der elektromagnetischen Potentiale \(\varPhi_i\) ist. Nun wird hier nicht nur die Invarianz dieser Funktion gegenüber Koordinatentransformationen gefordert, sondern auch ``Maßstabinvarianz'', d. h. Invarianz gegenüber Multiplikation der \(g_{ik}\) mit einer gemeinsamen Ortsfunktion \(\lambda\). Da auch das Integral \(\int W \sqrt g dx_1 \dots dx_4\) invariant sein muß, \(\sqrt g\) sich aber bei der genannten Transformation mit \(\lambda^2\) multipliziert, muß\ \(W\) sich mit \(\frac{1}{\lambda^2}\) multiplizieren. Ist der elektromagnetische Teil von \(W\) wie in der \textit{Maxwell}schen Theorie \(F_{ik}F^{ik}\), wo \(F^{ik}=g^{ir}g^{ks}F_{rs}\), dann ist diese Forderung offenbar erfüllt. Wäre die Welt \(n\)-dimensional, so würde \(\sqrt g\) sich mit \(\lambda^{\frac n2}\) multiplizieren, \(F^{ik}\) aber trotzdem nur mit \(\frac{1}{\lambda^2}\), so daß\ eine der \textit{Maxwell}schen analogen Theorie nur im 4-dimensionalen existieren kann. Die Variation der \(g_{ik}\) ergibt die Feldgleichungen der Gravitation, die der \(\varPhi_i\) die des Elektromagnetismus. Wegen der Koordinateninvarianz müssen vier Relationen zwischen diesen Gleichungen bestehen; wegen der Maßstabinvarianz kommt eine fünfte hinzu. Die ersten vier ergeben die Erhaltungssätze der Energie und des Impulses, die fünfte die Erhaltung der Elektrizität. In einem Nachtrag zu dieser Arbeit bemerkt \textit{Einstein}, daß\ in der Gravitationstheorie auch die \(g_{ik}\) selbst eine unmittelbare Bedeutung haben, da auch an jeder Stelle die Beziehung zwischen natürlich gemessener Länge kleiner starrer Einheitsmaßstäbe und Koordinatendifferentialen aufgestellt werden kann. Die \textit{Weyl}sche Theorie würde zur Folge haben, daß\ keine unveränderlichen Einheitsmaßstäbe existieren; dann müßten aber auch die Bewegungen der Spektra von ihrer Vorgeschichte abhängen und nicht scharf gesonderte Weite besitzen. \textit{Weyl} verweist darauf, daß\ die Möglichkeit der Messung der \(g_{ik}\) selbst nur für sehr langsame Vorgänge besteht, für stürmische Vorgänge aber die Möglichkeit einer Abhängigkeit von der Vorgeschichte besteht, deren Wirkung aber rasch abklingen kann, so daß\ im statischen Falle Atome noch immer gleich schwingen können.
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